자유 바람 하늘 바람
Lutz Drescher 의 방북 보고서 본문
나의 방북기행과는 조금 또 다른 각도에서 북한을 이해할수 있겠다 싶어,
북한 방문길에 함께 동행했던 Lutz Drescher가 독일 교회 앞에 내 놓은 방북보고서를 여기 올려본다.
조선그리스도교 연맹 강영섭 위원장이 베푸는 만찬 자리. 뒤쪽 좌측에서 두번째가 루츠 드레셔
북한 성경 찬송을 들고 있는 Lutz Drescher
주 북한 독일대사와 환담....
봉수 교회에서 특송하는 우리 일행들
칠골교회에서 교우들께 드리는 선물을 소개하고 있는 Lutz Drescher
재독 한인교회 협의회 교회들이 지속적으로 후원하고 있는 봉수 빵공장 앞에서 함께....
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Lutz Drescher
EMS, Stuttgart
Zu Gast in einem mysteriösen Land
Notizen von einer Reise nach Nordkorea im Mai 2005
03.5. Flug nach Pyongyang
Empfang durch die Korean Christian Federation
04.5. Besuch im Myohyangsan (International Friendship Exhibition, Buddhistischer Tempel)
05.5. Mangyongdae (Geburtsort von KIM Il-Sung),
Wiedervereinigungs- Monument Kunstausstellung
Kinderpalast
06.5. Panmunjom (innerkoreanische Grenze) Botschaft und Hilfsorganisationen
0.7.5 Nampo West See Damm
U-Bahn
Zirkus
08.5. GD in der Bongsu Kirche
Besuch der Chilgol Kirche
Gespräche mit B. Unterbeck
Juche Turm
Moran Park
09.5. Pyongyang Maternity Hospital
Hauskirche
Kindergarten
Bongsu Brotfabrik
Abschiedsessen für die KCF
10.5. Flug nach Peking
Vorbemerkung
Am Abend meiner Ankunft in China begegne ich zufällig einer jungen Rechtsanwältin, die demnächst in einer großen deutschen Firma, die in China tätig ist, beschäftigt sein wird. Wir haben ein sehr interessantes und lebhaftes Gespräch über die Veränderungen, die sie in China erlebt. Als wir auf meine Nordkoreareise zu sprechen kommen, sagt sie ganz spontan: „Oh it’s such am mysterious country“. Ihr verdanke ich die Überschrift über meinen Reisenotizen. Nordkorea bleibt auch beim zweiten Besuch ein mysteriöses Land. Die Tradition des „Hermit Kingdom“ ist spürbar - bleibt ein teilweise verschlossenes Land auch wenn man sich mitten drin befindet. Es ist als ob ein Schleier über dem Land läge, der sich nur hin und wieder und oft in Nebenbemerkungen meiner GesprächspartnerInnen ein wenig lüftet. Ich habe bei mir selbst beobachtet, wie ich geschwankt habe in meinem Einschätzungen. Manches, das auf den ersten Blick klar zu sein schien, hat sich dann im weiteren Nachdenken dann doch als vieldeutig erwiesen und als vielschichtiger als zuerst angenommen. Was bei mir bleibt ist die tiefe Sympathie, die ich für die Menschen in Korea empfinde. Sie sind nicht so viel anders als die Menschen im Süden, bei aller Fremdheit liebenswert. Vielleicht war dies der Grund, dass ich die Reise auch als emotional sehr anstrengend empfunden habe. Auch wenn sie sich bemüht haben uns zu zeigen, was sie alles erreicht haben, so war doch zu spüren, dass die Menschen unter dem seit 15 Jahren ungebrochenen wirtschaftlichen Niedergang auch zu leiden haben. Ob es nur mein Gefühl ist: Im Grunde genommen wollen sie Veränderungen erreichen, sie wissen nur nicht wie.
Die Teilnehmenden und der Schmerz der Trennung
Wie auch schon im Jahr 2002 reisten wir, Paul Oppenheim, Asienreferent der EKD und ich gemeinsam mit 6 VertreterInnen des Koreanischen Evangelischen Gemeindekonvents in Deutschland, von denen die Reise dieses Jahr vorbereitet worden war.
So gemeinsam zu reisen bietet in sich ganz besondere Chancen, denn wir hatten nicht nur die Gelegenheit ein Stück nordkoreanischer Wirklichkeit kennen zu lernen, wir durften auch miterleben, wie unsere aus dem Süden stammenden FreundInnen das eine oder andere wahrnehmen.
Besonders bewegend war es mitzuerleben, wie eine Teilnehmerin unserer Gruppe am letzten Tag unserer Reise endlich ihren Verwandten begegnete. Als wir ihr tränenüberströmtes Gesicht sahen, wurde uns allen der Schmerz der Teilung nochmals besonders bewusst. Sie war während des Koreakrieges (1950-53) mit ihren Eltern in den Süden geflohen, die Großmutter wollte mit den beiden älteren Schwestern kurze Zeit später nachkommen. Aber da war die Grenze bereits undurchdringlich. Sie ist nun nach einem ersten Besuch 1991 ihren beiden Schwestern zum zweiten Mal in ihrem Leben begegnet
Allgemeine Eindrücke
Am Flughafen wurden wir von RI Jong-Ro, dem Direktor für internationale Beziehungen und von Frau KIM Hye-Suk einer weiteren Mitarbeiterin des Christenbundes empfange, die uns dann die darauffolgenden Tage begleiteten
Anders als bei unserem ersten Besuch wurden wir dieses mal nicht gleich zu Beginn zu der riesigen Statue von KIM Il Sung geführt um dort (von unseren Begleitern vorbereitete) Blumen niederzulegen. Dies bedeutet nicht, dass Kim Il Sung weniger verehrt würde, es kann durchaus auch sein, dass es eine Reaktion darauf ist, dass jüngst z.B. die Delegation des Goetheinstituts unter Führung von Frau Limbach sich weigerte, diesem Brauch zu folgen. Aber es ist auch ein Hinweis darauf, dass die Beziehungen zu Ausländern in den letzten Jahren zunehmend unter stärker pragmatischen, denn unter ideologischen Gesichtspunkten gestaltet werden. So berichtet der Vertreter der in Seoul ansässigen Friedrich Naumann Stiftung, der in jüngster Zeit immer wieder gut besuchte Seminare über Steuern und Staatsfinanzen durchführt, dass diese weitgehend frei von ideologischen Debatten seien.
Neu war auch, dass es uns möglich war, bzw. wir es wagten die Mittagspausen zu längeren Spaziergängen zu nutzen. In Pyongyang lebende Ausländer haben die Möglichkeit sich in Pyongyang und bis zu der 50 km südlich gelegenen Hafenstadt Nampo fast frei zu bewegen und müssen nur darüber hinausgehende Fahrten anmelden. Bei unseren Spaziergängen gewannen wir auch kurze Einblicke in das Leben der Menschen. Es gab dabei auch kurze Begegnungen mit der Bevölkerung, wobei es wohl ein ungeschriebenes (?) Gesetz ist, dass sich niemand über längere Zeit alleine mit Ausländern aufhält. So ist es z.B. nicht möglich ohne Begleitung eines der wenigen Taxis zu besteigen, weil ja dann der Taxifahrer über längere Zeit alleine mit Ausländern zusammen wäre.
Auffallend ist, dass es inzwischen unter Sonnenschirmen oder kleinen Zelt - Pavillions Markstände gibt, die allerdings Waren anbieten zu Preisen, die sich die normale Bevölkerung kaum leisten kann. Neben dem immer noch weitgehend auf dem Public Distribution System basierenden Warenkreislauf, gibt es nun eine andere Form des Wirtschaftens. Auch Gemüse wird von kleinen Handkarren aus in Hofeingängen angeboten. Bis zum Schluss haben wir nicht wirklich begriffen, auf welchen Preisen dieses System basiert und wie der Wechselkurs des Euro anzusetzen ist. Im Hotel war er mit 174 Won angegeben, wobei es nicht möglich war, Geld zu tauschen. Obwohl die Preise in den im Hotel liegenden Geschäften und den auf Touristen ausgerichteten Geschäften an den Touristenorten in Won angegeben waren konnte nur in Euro, Dollar, Yen oder sogar chinesischen Yuan bezahlt werden. Im Internet wird der Wechselkurs mit 2 770 Won angeben und laut Aussage der Botschafterin bekommt man auf dem Tong-Il Markt für einen Euro 3 200 Won, was in etwa dem Monatslohn der Durchschnittsbevölkerung entspricht.
Ansonsten hat sich wenig verändert. Immer noch sind Menschenmassen zu Fuß unterwegs und an den Bus- und Straßenbahnhaltestellen bilden sich morgens und abends lange Schlangen. Viele der älteren Hochhäuser sind deutlich von Spuren des Verfalls gezeichnet und die außerhalb von Pyongyang fast leeren Straßen weisen große Schlaglöcher aus. Die Frauen, die mitten in der Stadt am Rande der Straße ihre Wäsche waschen sind ein Hinweis darauf, dass der Wasserdruck in den Hochhäusern zu gering ist, was eine leichte Ahnung ermöglicht, wie bitterkalt die Winter in diesen Betonklötzen wohl sein könnten (s.u.).
Das 1986 während der Asian Games in Seoul begonnene und einst als höchstes Gebäude Asiens geplante 104 - stöckige und 323 Meter hohe Ryugyong Hotel das eigentlich zum 80. Geburtstag von Kim Il Sung 1992 fertig werden sollte, überragt als Bauruine immer noch Pyongyang und die Menschen haben es als Zeichen des Verfalls ständig von Augen. Tatsache ist, dass das Bruttosozialprodukt in den 90er Jahren um die Hälfte geschrumpft ist und obwohl keine akute Hungersnot herrscht, ist das Leben der Menschen von Mangel geprägt. Selbst ein hoher Beamter, der als jemand, der die Möglichkeit hat ins Ausland zu reisen, sicher zu den Privilegierten der koreanischen Gesellschaft gehört, erzählt davon, dass die Heizung im 10. Stockwerk des Hochhauses, in dem er lebt oft nicht funktioniert: „Wenn die Heizung ausfällt, dann frieren wir eben“. Ähnlich berichtete mir im Flugzeug ein anderer Beamte, der zu einer Tagung der UNDP unterwegs war, dass er in seinem Büro mit steif gefrorenen Händen seine Berichte schreibt. Letzteres ist im übrigen auch ein Hinweis darauf, dass es doch sein könnte, dass der Mangel in diesem Land „gerechter“ geteilt wird, als dies in vielen anderen Ländern der Fall ist.
Zum zweiten Mal habe ich bei dieser Reise auch das große Gynäkologische Krankenhaus in Pyongyang besucht. Der Chefarzt, der uns herumgeführt hat, war sichtlich stolz auf die gute Ausstattung u.a. mit einem mehrer 100 000 € teuren Gerät zur Mammographie. Auf jedem der teuren Geräte ist eine Plakette angebracht, auf der zu lesen ist, wann der „große Führer“ dieses dem Krankenhaus als Geschenk überreicht hat. Beim Abschied wurde ich nach meinem Eindruck befragt und konnte im Wissen darum, dass es an manchen Stellen im Land an allem fehlt nur antworten, dass ich mir wünsche, dass bald der Tag kommt, an dem jedes Krankenhaus so gut ausgestattet ist.
Der Eindruck, der in manchen Presseberichten seit Sept. 2004 geweckt wurde, dass KIM Jong Il an öffentlichem Ansehen verloren hätte und Porträts von ihm verschwunden seien, kann ich nicht bestätigen. Dauernd wurde in einem Atemzug vom „großen“ und vom „lieben Führer“ gesprochen und überall hängen Spruchbänder die, nachdem sein Vater die Sonne des 20 Jhdts. war KIM Jong Il als die Sonne des 21. Jahrhunderts bezeichnen.
Ein für mich wichtiges Erlebnis hatte ich am Rande des Besuchs in Mangkyongdae, dem Geburtshaus des „großen Führers“. Im April und Mai vor und nach dem Geburtstag KIM Il Sungs besuchen täglich ca. 100 000 Menschen diesen Ort, allerdings erstaunlich wenig andächtig. Unter ihnen waren viele Schulklassen auch vom Land, Kinder denen man zum Teil ansieht, dass sie unter ärmlichen Verhältnissen aufwachsen. Mit einer dieser Schulklassen, die sichtlich neugierig war auf die Ausländern, konnten wir ein Gruppenfoto machen. Während wir da standen, ergriff das Kind neben mir meine Hand. In diesem Moment war in mir die große Frage, welche Zukunft diese Kinder wohl haben werden die dann zum stillen Gebet wurde, dass Gott die Kinder Nordkoreas segnen und ihnen eine gute Zukunft schenken möge
Gespräch mit der Botschafterin
Während im Jahr 2002 in Folge des Gipfeltreffens von Juni 2000 und der darauffolgenden Aufnahme diplomatischer Beziehungen vieler EU Länder mit der Volksrepublik eine gewisse Aufbruchstimmung herrschte, sei diese in Folge der Atomkrise verschwunden. Auch die Kontakte mit den Nordkoreanischen Behörden sind wieder schwieriger geworden, Während es zeitweise möglich war, direkte telefonische Kontakte zu haben sei man nun wieder auf Verbalnoten angewiesen. Der jüngste Ernährungsbericht der Vereinten Nationen zeigt zwar auf, dass sich die Ernährungssituation der Bevölkerung verbessert habe, aber immer noch litten 26% der Kinder in Pyongyang und 48% der Kinder in anderen Teilen des Landes an den Folgen von Mangelernährung.
Viele der Hilfsorganisationen hätten ihre Anstrengungen von der reinen Nahrungsmittellieferung dahin verlagert, nachhaltige Hilfe zu leisten und gemeinsam mit koreanischen Partnern Projekte durchzuführen. Aber es sei viel mehr möglich, was daran scheitere, dass die Nordkoreanischen Behörden nicht bereit seinen, ihren Anspruch jederzeit die Kontrolle zu haben, aufzugeben.
Im vergangenen Jahr haben etwa 500 Nordkoreaner ein Visum für Deutschland erhalten unter ihnen etwa 50 Stipendiaten. Die einzige offizielle Begegnung zwischen Nord- und Südkoreanern in Deutschland war die von den Kirchen im März 2004 organisierte, eine Tatsache, die uns so nicht bewusst war.
Im Anschluss an dieses Gespräch fand ein Abendessen mit verschiedenen VertreterInnen von Hilfsorganisationen statt. U.a. waren dabei auch Campus for Christ, Schweiz, die seit fast 10 Jahren ein Projekt mit Ziegen durchführen und über 50 Nordkoreanern einen Aufenthalt in der Schweiz ermöglicht haben. Auch ein Vertreter von ADRA dem Hilfswerk der Adventisten war dabei.
Die protestantische Kirche in Nordkorea
Immer wieder einmal wird behauptet, dass die Gottesdienste, die in den beiden Kirchen, der Bongsu Kirche und der Chilgol Kirche gefeiert werden, reine Inszenierungen seien, die nur dann stattfinden, wenn sich ausländische Gäste angemeldet haben, Dem gegenüber berichten jedoch sowohl die Vertreter von Campus for Christ, wie auch Barbara Unterbeck , die seit 1999 in Pyongyang lebt, dass es regelmäßige Sonntagsgottesdienste gibt.
Vor der Bongsu Kirche werden wir von Pfarrer SOHN Hyo Sun und später auch von Pfr,. KANG Yong Sup, dem Vorsitzenden des Kirchenbundes begrüßt. Noch vor dem Gottesdienst besuchen wir das mit südkoreanischer Hilfe neu erbaute Theologische Seminar neben dem auch ein Gewächshaus steht und das mitten in einem Obstgarten liegt. Zwei Studierende begrüßen uns dort und der Verantwortliche für das Studienprogramm. Es gibt derzeit einen Kurs mit 12 Teilnehmenden der 5 Jahre dauert. Das Seminar selbst wurde 1975 eröffnet und derzeit ist es der insgesamt 8. Kurs. Schade war es, dass es keine Gelegenheit gab, mit den Studierenden zu sprechen. Auffallend ist, dass in dem Seminarraum nicht die übliche Bilder des „großen und des geliebten Führers“ hängen, stattdessen ein westlich anmutendes Bild des guten Hirten umrahmt von zwei Bibelversen: Jakobus 2, Vers 17 „Ein Glaube, der nicht Werke tut ist toter Glaube“ und Sprüche 9,10 „Die Furcht des Herren ist der Weisheit Anfang“ .
Auch in der Kirche selbst fehlen die beiden Portraits und außer unseren beiden Begleitern, die wohl deutlich machen wollten, dass sie offiziell hier sind, haben alle Gemeindeglieder ihre Anstecknadeln mit den nämlichen Bildnissen abgelegt. Paul Oppenheim bemerkte dazu: „Die Tatsache, dass Kreuze, Bibelworte und Jesusbilder die sonst allgegenwärtigen Porträts der Führer ersetzen, sollte man nicht gering schätzen. In einem Land, wo soviel Wert auf Symbole gelegt wird, ist auch das Fehlen eines Symbols kein Zufall.“
Der Gottesdienst selbst, an dem etwa 150 Menschen teilnahmen, verlief ähnlich den Gottesdiensten, die auch im Süden gefeiert werden. Es war Muttertag und die Predigt zu Johannes 19, Verse 25-27 „Mutter, das ist dein Sohn“ glich streckenweise einer Moralpredigt, in der das hohe Lied der Mutterliebe gesungen wurde. Die Lieder waren fromm und gesungen wurde aus einem Mitte der 80er in einer Auflage von 30000 Stück nachgedruckten Gesangbuch aus dem Jahr 1930, das Lieder enthält, die im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert in Amerika modern waren. Auch eine in Nordkorea in derselben Auflage gedruckte Bibel gibt es, allerdings in einer eine sehr moderne Übersetzung. Ob wohl dahinter steht, dass angesichts des sicher vorhandenen Traditionsabbruches zumindest das Wort Gottes in verständlicher Form vermittelt werden soll?
Gemeinsam mit den VertreterInnen des Gemeindeverbandes ging ich nach vorne um eine Lied zu singen und habe dabei gespürt, wie viele der Gemeindeglieder innerlich beteiligt waren. Der Vorsitzende Pfarrern SOHN Kyo-Hoon aus Hamburg sprach in seinem mehrfach von Amen - Rufen begleiteten Grußwort sehr emotional von der Freude des Beisammenseins und vom Schmerz der Trennung. Auch OKR Oppenheim übermittelte Grüße der deutschen Kirchen.
Während die Atmosphäre in der Bongsu Kirche etwas steif war, war sie in der Chilgol- Kirche, die gut sichtbar mitten in einem Hochhausviertel liegt, sichtlich gelöster und entspannter. Pfr, HWANG Si Chon (Hwang Min Woo) war früher Direktor der Abteilung für internationale Beziehungen und ich bin ihm das erste Mal 1995 bei einer Konsultation in Kyoto, Japan begegnet und dann wieder 1997 in Frankfurt und auch bei unserem letzten Besuch. Irgendwie „haben wir einen Draht zueinander“ und ich spüre, dass wir uns eigentlich viel zu erzählen hätten, aber die Zeit dafür ist noch nicht reif . In der Chilgolkirche habe ich das Menschenkreuz, ein in Südkorea entstandenes Poster überreicht. Es bedeutet, dass die Teilhabe am Leiden Jesu und an der Freude der Auferstehung dazu führt, dass wir Freude und Leid miteinander teilen.
Am Montag konnten wir eine Hausgemeinde besuchen, ein Programmpunkt, der auf unseren Wunsch hin nachträglich ins Programm aufgenommen wurde. Es gibt nach offiziellen Angaben neben den beiden erwähnten Kirchen etwas 500 Hausgemeinden in denen sich die ca. 13 000 Christen in Nordkorea versammeln. Dass Gottesdienste in Privatwohnungen stattfinden, hängt u.a. damit zusammen, dass sämtliche Kirchen durch Bomben im Koreakrieg zerstört wurden.
Fast etwas schüchtern werden die Gäste aus Deutschland gebeten, den Gottesdienst zu leiten, denn man sei ja "nicht so gut ausgebildet". Zugleich ist dies auch ein Zeichen des Vertrauens. Pastor SOHN Kyo-Hoon aus Hamburg spricht das Gebet und hält aus dem Stegreif eine gute kurze Predigt über Apg, 4, die Heilung des Gelähmten, in der er auch die Zeichen der Lähmung anspricht, die er während unseres Besuchs beobachtet hat.
Nach dem Gottesdienst werden im Wechsel Lieder gesungen, es ist aber auch ein wenig Zeit zum Gespräch. Fast alle kommen aus christlichen Familien bis auf eine Frau, die durch einen Genossen zur Gemeinde gestoßen ist. Unter den Anwesenden ist auch ein alte Frau, die Tochter eines Pfarrers. Zu gern hätte ich mehr aus ihrem Leben erfahren, aber es wird wohl noch einige Zeit vergehen, bis wir solche Details aus der Lebensgeschichte von Menschen erfahren und anhand von Biographien die Geschichte der Kirche in Nordkorea nach 1945 nachzeichnen können.
Auch eine unbequeme Frage wird von Pfarrer Sohn angekündigt. Als der Leiter der Hausgemeinde etwas ängstlich meint, wie sollten lieber zusammen singen, fordert RI Jong-Ro dazu auf zuerst die Frage zu hören. Sie lautet: :“Warum hängt kein Kreuz an der Wand, sondern ein Kalenderbild von KIM Il Sung?“. Die Antwort war, dass man zwar an Gott glaube aber KIM Il-Sung verehre. Ich erinnere mich an eine ähnliche Antwort, die wir vor drei Jahren gehört haben: „Wir danken Gott, dass er unserem Land diesen Präsidenten geschenkt hat“.
Gesprochen wurde in diesem Zusammenhang auch darüber, dass das Christentum als eine fremde Religion gilt. Hinzu kommt, dass es die Religion des großen politischen Antagonisten, der USA ist und von daher besonders kritisch betrachtet wird. Auf diesem Hintergrund ist es für die Christen wichtig, deutlich machen zu können, dass sie den Menschen im Land dienen.
Dazu dient auch eine von der PCK Haptong(Tonghap을 잘못 표기), der großen konservativen presbyterianischen Kirche in Südkorea gestiftete Brotfabrik. Das Mehl wird ebenfalls regelmäßig von Christen aus dem Ausland, auch vom koreanischen Gemeindeverband in Deutschland gespendet. Das Brot wird kostenlos an Kindergärten und Schulen verteilt. „Dadurch hat sich der Ruf von uns Christen verbessert“, erläuterte RI Jong-Ro,
Wie sieht es nun aus mit den Christen in Nordkorea? Ich glaube nicht, dass sie von höherer Stelle mobilisiert werden, um an den Gottesdiensten teilzunehmen, aber es ist auch schwer vorstellbar, dass irgend jemand ohne Erlaubnis – von wem auch immer – einfach so an den Gottesdiensten teilnimmt. Dazu ist das Maß an Kontrolle der nordkoreanischen Gesellschaft einfach zu hoch. Eine Redensart aus Südkorea besagt, dass wenn in Nordkorea fünf Menschen zusammen treffen, einer von der Polizei, einer von der Partei und einer vom Geheimdienst sei. Dies spricht im übrigen auch gegen sämtliche Berichte, dass es in Nordkorea eine wie auch immer geartete Untergrundkirche gäbe. Dies ist eher das Wunschdenken mancher evangelistischer Kreise.
Etwas unklar ist mir die Funktion eines koreanischen Faltblattes, das wir in der Bongsu Kirche erhalten haben. Es zeigt groß die Umarmung zwischen KIM Il-Sung und dem südkoreanischen Dichter und Propheten MOON Ik_Hwan (PROK) dessen illegaler Besuch in Nordkorea im Jahre 1989 tagelang die Nachrichten in Nord- und Südkorea füllte, Der Tenor dieses Faltblatt ist treue Ergebenheit dem großen Führer gegenüber. Zuerst hat mich dieses Pamphlet empört, aber bei längerem Nachdenken bin ich unsicher geworden. Könnte es nicht sein, dass die Christen in Nordkorea gleichsam an zwei Fronten zu kämpfen haben? Im Land selbst werden sie als fremde Religion kritisiert und müssen ständig ihre Loyalität beweisen und von konservativen Kreisen im Ausland (die oft selbst erschreckend wenig Distanz haben zu dem System, in dem sie leben) wird ihnen ihr Christsein abgesprochen und sie müssen gleichsam beweisen, dass auch sie an Christus glauben.
Abgesehen davon, dass wir als Christen uns dessen bewusst sein sollten, dass die Frage wer nun wirklich ein Christ ist letztendlich nur von Gott selbst, der das Herz der Menschen sieht, beantwortet wird finde ich eine einfache Aussage der Freunde von Campus for Christ sehr sympathisch: „Sie singen fromme Lieder, sie lesen in der Bibel, sie beten - das wird nicht ohne Wirkung bleiben“.
Die deutschen Kirchen sind die einzigen Kirchen in Europa, die engere Kontakte zur Korean Christian Federation pflegen. Diese Kontakte sind unseren Gesprächspartner wichtig, das haben sie immer wieder betont. Dies mag damit zusammen hängen, dass die meisten Länder der EU im Jahr 2001 diplomatische Beziehungen zur DPRK aufgenommen haben und Europa keine eigenen Interessen im Konflikt um die koreanische Halbinsel hat. Es ist aber sicher auch ein Folge der vielen Begegnungen, die seit 1989 stattgefunden haben und die eine Grundlage des Vertauens geschaffen haben. Die Christian Federation hat vier Einladungen im Herbst ins Ausland zu kommen, ausgeschlagen, ist aber bereit, auf Einladung der Hessischen Kirche im Oktober am Rande der Buchmesse nach Frankfurt zu kommen, „um die Kirchen hier zu besuchen“, wie sie mehrfach betonten. Ich freue mich auf die kommende Begegnung.
Meine Gesprächspartner vom Provincial Christian Council in Peking hatten großes Interesse an meinen Erfahrungen in Nordkorea. Der Provinzchristenrat ist gerne bereit eine Delegation der Christian Federation, die ja immer über Peking ins Ausland reisen, für einige Tage einzuladen (in den 90er Jahren gab es auf der Durchreise nach Kanada einmal eine solche Gelegenheit). Auch ich halte das für sinnvoll und fruchtbar, da es geschichtlich Ähnlichkeiten zwischen der jetzigen Situation von Christen in Nordkorea und der Situation von Christen in China zu Beginn der 80-er Jahre gibt. Auch für Nordkorea kann ich mir vorstellen, dass eine weitere Öffnung große religiöse Aufbrüche zur Folge haben könnte.
Schlussbemerkung
Wieder hat sich uns Nordkorea von seiner „besten Seite“ gezeigt. Ich habe zwischendurch auch darunter gelitten, nur einen kleinen Ausschnitt der Wirklichkeit wahrzunehmen. Dies zeigt mir aber auch, wie zerbrechlich unsere Beziehung noch immer ist. Echte tiefe Beziehung bedeutet, den anderen nicht nur an den eigenen Stärken sondern auch an den Schwächen teilhaben zu lassen. Das wird noch Zeit brauchen. Dabei ist mir auch klar, dass das Offenbaren von Schwachstellen gefährlich sein könnte. So denke ich mit viel Sympathie an die Menschen zurück, die uns dort begegnet sind und uns begleitet haben.
Ideen für weitere Besuche
Leider waren (bereits von denjenigen, die hier in Deutschland die Reise vorbereitet haben?) die von mir eingebrachten Vorschläge für das Programm nicht berücksichtigt worden: Besuche:
Ø von Projekten der Diakonie Katastrophenhilfe
Ø der Fakultät für Religionen an der Kim Il Sung Universität
Ø im neu eingerichteten Lesesaal des Goetheinstituts
Ø eines Marktes
Ø einer Hausgemeinde außerhalb von Pyongyang.
Außerdem halte ich es für sinnvoll, Kontakt zur katholischen Kirche aufnehmen und evtl. auch zur Buddhistischen Vereinigung, Dies alles bleibt einem hoffentlich sich in Zukunft ergebenden Besuch vorbehalten.
6. Juni 2005